Hologramm-Illusion made in Würzburg
ABBA-Fans, die schon mal mit den Avataren ihrer Idole getanzt haben, wissen, welch perfekte Illusion sich mit der Hologramm-Technologie erzeugen lässt. Zwei Absolvierende des Studiengangs Geovisualisierung an der THWS haben in ihrer Bachelorarbeit eine ähnlich immersive Illusion von fünf japanischen Sehenswürdigkeiten geschaffen, die sich mit modernster Technologie intuitiv ansteuern lassen. Für THWS-Dozent Stefan Sauer ist die entstandene 3D-Anwendung „ein sehr gutes Beispiel für die praxisnahe THWS-Ausbildung, die vielfältige Karriereperspektiven in zukunftssicheren Berufsfeldern eröffnet“.
Schon in ihrer Projektarbeit hatten sich Evelyn Seyfried und Moritz Haupt mit dem Thema Hologramm beschäftigt. Damals hatten sie holographische Objekte noch über ein Pyramidendisplay dargestellt: Dabei werden Bilder auf die vier transparenten Flächen einer Pyramide projiziert; das reflektierte Licht erzeugt beim Betrachter den Eindruck, dass das projizierte Objekt frei im Raum schwebt. In ihrer Bachelorarbeit sollten die beiden nun eine 3D-Anwendung entwickeln, die kulturelle Inhalte vermittelt. Am wichtigsten war dabei „nicht unbedingt die holographische Darstellung, sondern die immersive Erlebbarkeit der Szene sowie die intuitive Steuerung und Interaktion mit den dargestellten Inhalten“, so Dozent Stefan Sauer.
Weil sich die Pyramidentechnik für komplexe Straßen- oder Landschaftsszenen als ungeeignet erwies, haben Evelyn Seyfried und Moritz Haupt die Rückprojektion auf satiniertes Plexiglas genutzt. Das bedeutet: Ein speziell entwickeltes Display projiziert per Beamer Bilder auf eine transparente Fläche, durch Reflexion auf der Vorderseite entsteht der Eindruck eines schwebenden 3D-Objekts. Dass sich die jungen Leute inhaltlich Japan zugewandt haben, ist kein Zufall: Beide sind große Fans der fernöstlichen Kultur und haben bereits Japanisch-Kurse belegt.
Wer die Anwendung „Discover Japan“ startet, gelangt zunächst in eine asiatisch anmutende Umgebung. Die liebevoll modellierte 3D-Landschaft – die Lieblingsszene von Seyfried und Haupt – ist keine Nachbildung eines realen Ortes, sondern Ausgangspunkt für fünf japanische Wahrzeichen. Von hier aus kann man sich dem Tokyo Skytree, dem Golden Pavillon, dem Fujiama, dem Kokura Castle oder den Torii Gates zuwenden. Erkunden lassen sich diese Sehenswürdigkeiten über verschiedene Steuerungs- und Interaktionsmöglichkeiten. Ganz klassisch ist die Steuerung über die Tastatur. Deutlich spannender wird es bei der Sprachsteuerung über Mikrofon: Mit dem Sprachbefehl „Zoom in“ kann man sich zum Beispiel dem Skytree kinderleicht und intuitiv annähern. Ein echtes Highlight erwartet die Nutzerinnen und Nutzer bei dem mit einem Arduino gekoppelten Controller. Über einen Rotationssensor kann etwa der Goldene Pavillon gedreht und von allen Seiten betrachtet werden, ein Annäherungssensor erlaubt stufenloses Heranzoomen und über einen Lichtsensor lässt sich sogar die Tag-Nacht-Beleuchtung verändern. Außerdem gibt es Informationen zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten und eine Kartenansicht zur besseren Orientierung.
Trotz mancher Schwierigkeiten – vor allem der Rotationssensor bereitete Kopfzerbrechen – haben die beiden Absolventen kaum Unterstützung benötigt: „Evelyn und Moritz sind mittlerweile deutlich tiefer in der Materie drin als ich selbst“, so Stefan Sauer: „Sie haben Bausteine aus verschiedenen Lehrveranstaltungen gekonnt kombiniert und um ein Vielfaches erweitert“. Neben der technisch anspruchsvollen Leistung hebt er das handwerkliche Geschick vor – etwa beim Bau der Projektionsfläche oder von Sensor-Gehäusen. Am Ende stehe eine „benutzerfreundliche und visuell hochwertige immersive Anwendung, die man in Didaktik, Lehre und im musealem Kontext einsetzen könnte“.
Anja Legge
Einen guten Eindruck über Design und Möglichkeiten der Anwendung vermittelt der Kurzfilm von Evelyn Seyfried und Moritz Haupt unter:
https://video.cdn.thws.de/162/i4HR4mkVneRgUu9V_hd.mp4