Vermessungsübung mit einer Ein-Mann-Station

Inside Geo – Erfolgsgeschichten aus Forschung, Lehre und Berufspraxis

15.11.2024 | Meldung
Geodätisches Kolloquium der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt am 15.11.2024

Das Geodätische Kolloquium des Studienbereichs Geo der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) mit dem Schwerpunktthema „Inside Geo – Erfolgsgeschichten aus Forschung, Lehre und Berufspraxis“ lockte wie auch in den vergangenen Jahren viele Besucherinnen und Besucher an und wartete mit einer Neuerung auf: vier (kürzere) statt zwei (längere) Fachvorträge. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Dekan Prof. Dr. Ansgar Brunn.

Frau B. Eng. Michaela Kist – zurzeit immatrikuliert im Masterstudiengang Geodatentechnologie – stellte im ersten Fachvortrag „Digitale Feldrissführung an den Ämtern für Ländliche Entwicklung (ALE): Schnittstellenentwicklung zur Datenübernahme ins GIS“ das Ergebnis ihrer Projekt- und Bachelorarbeit vor. Dabei galt es, zunächst mit allen Beteiligten ein Anforderungsprofil zu erarbeiten, welches dann iterativ verfeinert und verbessert werden musste. Die Schnittstelle selber wurde unter Zuhilfenahme der Programmiersprache Python realisiert. Den Abschluss bildeten eine Fülle von Tests sowie die Einweisung der Anwenderinnen und Anwender. Die Software soll im nächsten Jahr für die ALEs freigegeben werden.

Im zweiten Fachvortrag „Jetzt durchstarten: Historische regionale Höhensysteme fit machen für globale Aufgaben“ berichtete Frau M. Eng. Isabella Hochrein über die Überführung des Höhensystems der Stadt Würzburg in das System DHHN 2016 (Deutsches Haupthöhennetz 2016). Herausforderung hierbei: Handling von mehr als 1000 Höhenpunkten auf einer Fläche von ca. 90 qkm, schlecht dokumentierte Quellen und Grundlagen (Höhenbezug), Netzspannungen und Offsets zum staatlichen Höhensystem, Neuvermessung aufgrund der vorhandenen Kapazitäten nicht möglich. Dennoch gelang es, ein homogenes Stadtnetz mit hohen Qualitätsstandards zu verwirklichen.

Dr. Lukas Hart referierte zum Thema „Automatisierte Rohrleitungsvermessung mithilfe eines Low-Cost Kameratachymeters und KI“ und präsentierte dabei die Ergebnisse des Forschungsprojektes iso2BIM und seiner kooperativen Promotion an der THWS. Um die Digitalisierung in der Isolierbranche voranzutreiben, wurde ein kostengünstiges Messsystem entwickelt, welches das Aufmaß für die Fertigung passgenauer Dämmungen erheblich vereinfacht. Die mit dem Messsystem aufgenommenen Bilder der Rohrleitungen können mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisiert ausgewertet werden, um anschließend 3D-Informationen wie Position, Verlauf und Dimension abzuleiten. Dr. Hart ergänzte seinen Vortrag durch eine praktische Demonstration des Messsystems.

Professor Dr. Markus Müller hat seit 2023 eine Forschungsprofessur an THWS inne und berichtete über neueste Entwicklungen der bildbasierten Lokalisierung. Im Fokus seiner Ausführungen stand die Frage, in welchen Formen unsere Umgebung für diese Aufgabe repräsentiert werden kann. Der Vortrag verdeutlicht, wie KI-basierte, datengetriebene Verfahren in diesem Bereich verstärkt zum Einsatz kommen und das Forschungs- sowie Anwendungsfeld nachhaltig revolutionieren. Anhand praxisnaher Beispiele wurde gezeigt, welches Potenzial diese Technologie bietet, um zukünftige Herausforderungen noch effektiver zu meistern.

Integraler Bestandteil des Geodätischen Kolloquiums ist die Prämierung herausragender Studienleistungen. In diesem Jahr würdigt der Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) die Arbeit von Frau Lea Müller („Virtueller Tourismus – Erstellung einer Webanwendung für die Schwestern des Erlösers in Würzburg“). Die Bayerische Vermessungsverwaltung prämiert zwei Absolventen: Florian Meyer („Genauigkeitsbewertung und Praxisbewertung in der Katastervermessung der DJI Phantom 4 Drohne mit GNSS-Modul“) und Simon Schulz („Effizienz und Genauigkeit – Eine Untersuchung zwischen SAPOS HEPS und PPP-RTK im kinematischen Messmodus“). Frau Michela Kist wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für ihre Abschlussarbeit Realisierung des digitalen Feldrisses am ALE: Implementierung einer Schnittstelle zur Verarbeitung von LandXML-Dateien“ ausgezeichnet.

Der Harbert-Buchpreis des DVW geht an die/den Jahrgangsbeste/n. Prämiert wurden Michaela Kist (Bachelorstudiengang Vermessung und Geoinformatik), Lea Müller (Bachelorstudiengang Geovisualisierung) und Nico Simon (Masterstudiengang Geodatentechnologie).

Das Geodätische Kolloquium ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Studienbereichs Geo (THWS) und der Fachverbände DVW Bayern, VDV und IGVB.