Photogrammetrische Auswertung an einem 3D-Monitor

13. Anwenderforum „Projektbezogene Auswertestrategien zur Verarbeitung von Punktwolken“ in Würzburg und online

Fr, 6 Nov 2020 | Meldung

Mehr als einhundert Teilnehmer haben sich am 30.10.2020 über aktuelle Erfassungs- und Auswertestrategien von Punktwolken im Rahmen des 13. Anwenderforums „Projektbezogene Auswertestrategien zur Verarbeitung von Punktwolken“ an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt informiert. Trotz der allgemeinen Einschränkungen durch die Covid19-Pandemie konnte diese Veranstaltungsreihe mit der gewohnten Teilnehmerzahl auch in diesem Jahr fortgeführt werden. In diesem Jahr wurde die Veranstaltung durch das Bildungswerk VDV, Fachgruppe 7 „Scan- und Bildmesstechniken“, die Deutsche Gesellschaft für Photogrammetrie, Fernerkundung und Geoinformation (DGPF), AK „Aus- und Weiterbildung“ und die Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS), Studienbereich Geo als hybride Veranstaltung durchgeführt. Mehr als neunzig Teilnehmer und Referenten nahmen online und zehn Vorort in Würzburg an der FHWS teil.

In zwei Themenblöcken referierten sechs eingeladene Vortragende über Neuigkeiten aus ihren Tätigkeitsfeldern. Der erste Block widmete sich dem Mobile Mapping.

Im Eröffnungsvortrag sprach Valentin Wich (FHWS, Würzburg) über „Ein Wissenstransferprojekt zur Planung und Durchführung von mobilen 3D-Vermessungen für kleine und mittlere Unternehmen“. Das über zwei Jahre für bayerische Unternehmen angebotene Weiterbildungsangebot der FHWS, „Mobile 3D-Vermessung für kleine Unternehmen (MV3D4KMU)“ hat die beteiligten Unternehmen regional und überregional gestärkt und so zur positiven Entwicklung der strukturschwachen Regionen in Bayern beigetragen.

Dejan Vasic (Universität Novi Sad, Serbien; Datadev Services GmbH, Soltau) stellte in seinem Vortrag „Mobile Mapping – Bring Reality to the Office” live aus Novi Sad (Serbien) die Vielfalt der Informationen vor, die einerseits in den Mobile Mapping Daten vorhanden sind und mittlerweile automatisch oder automationsunterstützt extrahiert werden können.

Den ersten Vortragsblock schloss der Beitrag „Never change a running system – Von Trimble Trident zu Trimble Business Center und TopoDot“ der Cloud Vermessung+Planung GmbH ab, der von Frank Pöhlmann und Saskia Müller gemeinsam gehalten wurde. Der Beitrag zeigte eindrücklich, dass die Auswertung der Mobile Mapping Daten ein Tätigkeitsfeld ist, das einem rasanten Wandel unterliegt und einen hohen Grad an Spezialkenntnissen in der 3D-Modellierung, Ausgleichungsrechnung und Auswertesoftware erfordert.

Der zweite Veranstaltungsblock startete nach der Pause mit der Übergabe des IB-Freisinger-Preises. Der IB-Freisinger-Preis wird seit einigen Jahren im Anwenderforum für eine herausragende Bachelorarbeit aus dem Themenbereich der Punktwolkenverarbeitung vergeben. Zunächst führte Henry Freisinger (Ingenieurbüro Freisinger, Forchheim) in den Preis ein. Insbesondere hob er die große Bedeutung der Abschlussarbeiten der Hochschulen für die in der Praxis tätigen Unternehmen hervor. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschule sei für die Unternehmen sehr bedeutsam, um auf dem aktuellen Kenntnisstand von Technik und Methodik zu bleiben und um so am Markt weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu operieren. Nach einer kurzen fachlichen Einführung in die Thematik der prämierten Arbeit überreichte Henry Freisinger den IB-Freisinger-Preis 2020 an Oliver Reuß für seine Bachelorarbeit „Realisierung einer interaktiven Augmented-Reality-Applikation für Besucher der Röntgen-Gedächtnisstätte“.

Im nachfolgenden Fachvortrag stellte Herr Reuß seine Arbeit im Detail vor, in der er zwei Exponate der Conrad-Röntgen-Gedächtnisstätte, Conrad Röntgens Büste und Hände, zunächst photogrammetrisch rekonstruierte und das vermaschte, colorierte und ausgedünnte 3D-Modell (siehe Abbildung 1) dann mit Hilfe einer Game-Engine in eine Handyapp mit Zusatzinformationen zu den Objekten integrierte.

Im folgenden Vortrag berichtete Stephan Och (TPI Vermessungsgesellschaft mbH, Dreieich) in seinem „Projektbericht: Gebäudeaufnahme mit dem BLK2GO“ zu praktischen Erfahrungen mit dem neuen Handheldscanner von Leica. Insgesamt sei der BLK2GO ein flexibel einsetzbarer Laserscanner, der gerade in räumlich begrenzten Messsituationen sowie bei komplexen Verdeckungen seine Leistungsfähigkeit zeigt. Angekündigte Softwareerweiterungen (z.B. Visual SLAM) innerhalb des BLK2GOs werden die Technik in den nächsten Jahren noch interessanter machen.

In dem letzten Vortrag der Veranstaltung mit dem Titel „Von Punkten zur Punktwolke mit einem modernen GNSS-Empfänger“ stellte Oliver Balve (Leica Geosystems, Heerbrugg) den neuen GNSSEmpfänger GS18I von Leica Geosystems vor, der mit einer Kamera ausgestattet in der Lage ist, Photos zu erstellen, die dann in der Infinity-Software zur Ableitung von 3D-Punktwolken genutzt werden können. Insgesamt zeigen die in den beiden letzten Vorträgen genutzten Vermessungsgeräte die in der Vermessung immer stärker werdende Verbreitung von Multisensorsystemen.

Alle Beiträge dieser Veranstaltung boten allen Teilnehmer interessante und hochaktuelle Informationen. Ein direkter Praxisbezug wurde jederzeit deutlich, sodass sich direkte Auswirkungen auf die tägliche Arbeit vieler Teilnehmer direkt ergeben. Insgesamt zogen die Teilnehmer wie auch Organisatoren ein positives Fazit dieser erstmalig hybrid durchgeführten Veranstaltung.

Die nächste Veranstaltung in dieser Reihe des Bildungswerks VDV, der DGPF und der FHWS, das 14. Anwenderforum „Projektbezogene Auswertestrategien zur Verarbeitung von Punktwolken“ ist für den 29.10.2021 wieder in Würzburg an der FHWS geplant.

Ansgar Brunn, Würzburg