Hochschulgebäude am Campus Röntgenring

Studienbereich Geo zeigt Zukunft der Energiewende

Fr, 21 Nov 2025 | Meldung
SuedLink aus erster Hand beim Geodätischen Kolloquium 2025 der THWS-Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung mit Prämierung hervorragender Studienleistungen

Wie vermisst man eine Stromautobahn? Wie digital ist Deutschlands größtes Erdkabelprojekt? Und wie gelingt der Spagat zwischen Energiewende, Bodenschutz und Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern? Mit diesen Fragen haben sich rund 70 Teilnehmende beim diesjährigen Geodätischen Kolloquium des Studienbereichs Geo an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) beschäftigt. Das Kolloquium fand unter dem Motto „Geodäsie trifft SuedLink – Die Vermessung der Stromautobahn“ unter der Leitung von Prof. Dr. Daniela Wenzel vom Studienbereich Geo der Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung statt.

Vier Vorträge für aktuellen Blick hinter die Kulissen der Energiewende

Im Projekt „SuedLink“ geht es um die Übertragung von Windstrom von Nord- nach Süddeutschland. Es umfasst eine etwa 700 Kilometer lange Trasse, die hauptsächlich als Erdkabel verlegt wird. „SuedLink Update“ war der Auftakt der Veranstaltung. Rupert Kellerbauer (TenneT) zeigte anhand aktueller Kennzahlen, wie weit der Bau der Nord-Süd-Leitung bereits fortgeschritten ist: 140 km verlegte Erdkabel, 50 Prozent Tunnelvortrieb an der Elbquerung, erfolgreiche Baustarts und Richtfeste an mehreren Konverterstandorten. „SuedLink ist technisch wie organisatorisch im Hochlauf – und ein zentraler Baustein auf Deutschlands Weg zur Klimaneutralität“, fasst Prof. Dr. Daniela Wenzel zusammen.

Im Vortrag „Von der Datenflut zur Planungsgrundlage“ präsentierte Christian Mützel (TenneT) ein digitales Ökosystem: Ein webbasiertes Geoinformationssystem (GIS), das wie ein „Google Maps des SuedLink“ funktioniert und komplexe Geodaten einfach zugänglich macht. Baustellenlogistik, Baugrundmodelle, Umweltfaktoren oder Flurstücksdaten – all das fließt zusammen, wird automatisiert verarbeitet und steht allen Projektbeteiligten live zur Verfügung. Die Vision: ein vollständiger Digitaler Zwilling des Projekts. 

Wie herausfordernd Vermessung im Großmaßstab ist, zeigten Andreas Rupp (TenneT) und Jonathan Lauterbach (ANGERMEIER INGENIEURE). Ihre Beispiele aus dem Trassenbau machten klar, dass Realität im Feld, mehrere tausend Flurstücke, schwer zugängliche Baustellen und permanente Anpassungen an Gelände, Wetter und landwirtschaftliche Nutzung bedeutet. Vermessung ist hier nicht Theorie – sondern findet im Dauerbetrieb unter Hochdruck statt.

Den Abschluss gestaltete Pia Stein (TenneT) mit dem Vortrag „Raum für die Energiewende“. Sie zeigte, wie breit das Flächenmanagement ist – von Bürgerbüros entlang der Trasse über regionale Informationsabende bis hin zu umfangreichen Ausgleichs- und Bodenschutzmaßnahmen. Besonders eindrucksvoll: die dreiphasige Bodenschutzstrategie (vorsorgend, baubegleitend, nachsorgend), die durch Agrar- und Bodenkundler eng begleitet wird. Maßnahmen wie Vorbegrünung, Drainagekonzepte, Rekultivierung und Kompensation durch Ökoprojekte verdeutlichen, wie ernst der Umweltschutz in diesem Bauvorhaben genommen werde. 

Geodäsie trifft SuedLink – ein Kolloquium, das Maßstäbe setzt

Mit einem Mix aus strategischem Überblick, technischer Tiefe und konkreten Praxisbeispielen bot das Geodätische Kolloquium 2025 einen außergewöhnlich nahen Einblick in das größte Erdkabelprojekt Deutschlands. „Die Teilnehmenden verließen das Event mit einem klaren Eindruck, dass Geodäsie das Rückgrat der Energiewende ist – und ohne sie keine Stromautobahn läuft“, resümiert Prof. Dr. Wenzel. 

Prämierung herausragender Studienleistungen

Integraler Bestandteil des Geodätischen Kolloquiums ist traditionell die Prämierung herausragender Studienleistungen. Die Bayerische Vermessungsverwaltung prämierte die beiden THWS-Absolventinnen Lisa Flachsenberger und Theresa Schreglmann. Die Arbeit von Lisa Flachsenberger trägt den Titel „Geodaten an Schulen – Wie kann die Integration von Geodaten an bayerischen Gymnasien verbessert werden?“. Theresa Schreglmann forschte zur „Analyse von wissenschaftlichen Geovisualisierungen zu Klimaveränderung für den Wissenstransfer und Umsetzung einer praktischen Anwendung für die Polargebiete“. 

Die Leistung von Dominik Gedon wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) gewürdigt. Der Titel seiner Bachelorarbeit lautet „Untersuchung des Einsatzes einer Drohne für die Bestandsaufnahme eines landwirtschaftlichen Kernwegs beim VLE Mittelfranken“.

Die Masterarbeit von Felix Düßel, die den Titel „Use of Artificial Intelligence for Automated Detection and Removal of Moving Vehicles in UAV Imagery to Enhance Orthophoto Quality“ trägt, wurde vom Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) gewürdigt. 

Der Harbert-Buchpreis der Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement e. V. (DVW) geht an die Jahrgangsbeste(n) Jakob Scheppach (Bachelorstudiengang Vermessung und Geoinformatik), Pauline Adam (Bachelorstudiengang Geovisualisierung) und Philipp Egert (Masterstudiengang Geodatentechnologie).